Erstes Corona-Denkmal der Steiermark im Grazer Burggarten präsentiert
Wolfgang Becksteiners Entwurf als einer von drei Siegern aus 300 Entwürfen ausgewählt
Graz (21. September 2021).- Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie schrieb das „Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark“ gemeinsam mit dem Kulturressort des Landes Steiermark, basierend auf einer Idee der „Kronen Zeitung“, einen zweistufigen Wettbewerb zur Errichtung von Corona-Denkmälern in der Steiermark aus. Die rekordverdächtige Beteiligung von 220 Künstlerinnen und Künstlern mit Steiermark-Bezug hat mehr als 300 Entwürfe hervorgebracht. Eine Jury hat daraus drei Siegerprojekte ausgewählt. Sie wurden von den Künstlern Wolfgang Becksteiner, Werner Reiterer und Michael Schuster entworfen.
Wolfgang Becksteiners Corona Denkmal „Distanzierte Nähe“ wurde heute (21.9.2021) im Grazer Burggarten präsentiert und kann ab sofort besichtigt werden.
Zur Präsentation kamen neben Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang, Kulturlandesrat Christopher Drexler und Landesrat Hans Seitinger auch Kulturstadtrat Günter Riegler, der ehemalige Landtagspräsident und nunmehrige Vorsitzende des Kulturkuratoriums Franz Majcen, die Landtagsabgeordneten Alexander Pinter und Robert Reif sowie der Vorsitzende der Jury des Denkmalwettbewerbs Ralph Schilcher, die Leiterin des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum am Universalmuseum Joanneum Elisabeth Fiedler sowie Steirerkrone-Chefredakteur Oliver Pokorny.
Das Denkmal
Das Corona-Denkmal Distanzierte Nähe ist in direkter Blickachse zur Burg, dem Sitz der Steiermärkischen Landesregierung, aufgestellt, wo wesentliche Entscheidungen in Bezug auf die Covid-19-Pandemie getroffen wurden. Zwei parallele Betonwände versinnbildlichen den Weg durch die Krise und laden zum Durchschreiten ein. Deren räumliche Distanz visualisiert den in der Pandemie omnipräsenten Meterabstand. Mittels aufgerauter, schwarz lackierter Innenseiten verweist Wolfgang Becksteiner auf die Schwierigkeiten dieser herausfordernden Zeiten. Die Enge und Dunkelheit im Inneren des Objekts lassen die Bedrückung durch die Pandemie physisch nachvollziehen, gleichzeitig wird der zu durchschreitende Gang zum Ausweg. Die beiden Betonwände sind 220 Zentimeter hoch, 340 Zentimeter lang und 20 Zentimeter stark und sind in einem Abstand von einem Meter zueinander aufgestellt.
LH Schützenhöfer: „Denkmal wird an Zusammenhalt erinnern“
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer: „Das Corona-Denkmal ist ein Sinnbild einer rauen, kantigen und harten Zeit aber vor alledem, ein Zeichen der Zuversicht. Mitten in der steirischen Landeshauptstadt vermittelt es den Betrachterinnen und Betrachtern, dass es auch in herausfordernden Zeiten einen Weg gibt. Ein Denkmal, das uns auch nach vielen Jahren und Jahrzehnten noch an den Zusammenhalt und die Hoffnung in einem überaus fordernden Abschnitt erinnern wird. Ich danke Kulturlandesrat Christopher Drexler und der Kronen Zeitung für diese gemeinsame Initiative und dem Künstler Wolfgang Becksteiner gratuliere ich zum gelungenen Kunstwerk!“
LR Drexler: „Wichtiger Impuls für die Kunst- und Kulturszene“
Die Idee ein Corona-Denkmal in der Steiermark zu errichten wurde wenige Wochen nachdem die Pandemie Österreich und die Steiermark endgültig erreicht und in einen ‚Lockdown‘ verfrachtet hat von Jörg Schwaiger und Chefredakteur Oliver Pokorny an Kulturlandesrat Christopher Drexler herangetragen. Er zeigte sich von der Initiative begeistert und hat daraufhin einen gemeinsamen Kunstwettbewerb von Kulturressort und Institut für Kunst im öffentlichen Raum am Universalmuseum Joanneum initiiert. „Ich bin froh und dankbar, dass wir diesen einzigarten Kunstwettbewerb zur Gestaltung von Corona-Denkmälern realisiert haben. Sie sollen eine Erinnerung daran sein, wie schnell es gehen kann, dass wir aus unserem gewohnten Alltag gerissen werden und wie unvermutet sich das Leben grundlegend verändern kann. Sie sollen aber auch ein Zeichen der Zuversicht sein, dass es auch nach schweren Zeiten wieder einen Aufbruch gibt. Und sie sollen nicht zuletzt auch ein Dank sein, der sich an so viele Menschen richtet, die einen Beitrag leisten, dass wir diese Pandemie gemeinsam meistern können“, betont Kulturlandesrat Christopher Drexler und fügt hinzu: „Ein wesentliches Ziel des Wettbewerbs war es außerdem, einen Impuls für die von den Einschränkungen so schwer getroffene Kunst- und Kulturszene zu setzen. Allein die beeindruckende Zahl von 220 Künstlerinnen und Künstlern, die sich beteiligt haben, zeigt den Erfolg unserer Initiative. Ich gratuliere Wolfgang Becksteiner sehr herzlich zu seinem wohldurchdachten Siegerprojekt ‚Distanzierte Nähe‘, mit dem man sich ab sofort im Burggarten auseinandersetzen kann, und freue mich schon auf die Realisierung zweier weiterer Corona-Denkmäler in der Steiermark.“
CR Pokorny: „Ein Zeichen der Hoffnung“
Steirerkrone-Chefredakteur Oliver Pokorny: „Unsere steirischen Corona-Denkmäler sollen einerseits Denkmal, aber auch Dankmal sein. Zum einen sollen sie - wie insbesondere das erste Denkmal hier im Burggarten – zum Nachdenken anregen. Wir haben die Pandemie noch lange nicht besiegt, es gibt nach wie vor sehr sehr viele Opfer, es gibt zum Teil Widerstand gegen Maßnahmen der Regierung und es gibt, wie wir wissen, Impfverweigerer. All das soll auch beim Betrachten dieses Denkmals zum Nachdenken anregen und meine Hoffnung ist, dass hoffentlich schon möglichst bald das Corona-Denkmal auch ein Dankmal ist. Dass wir im wahrsten Sinne des Wortes sagen können, ‚danke, dass wir diese Pandemie überlebt haben.“
Der Wettbewerb
Das Kulturressort des Landes Steiermark und das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark am Universalmuseum Joanneum haben basierend auf einer Idee der „Kronen Zeitung“ im April 2020 einen Wettbewerb zur Gestaltung von Skulpturen in Reflexion auf die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen in der Steiermark ausgeschrieben und gemeinsam zur Umsetzung gebracht. Aus insgesamt rund 300 Einreichungen von 220 Künstlerinnen und Künstlern mit Steiermark-Bezug hat eine siebenköpfige Jury Mitte Juli 2020 zehn Finalisten ausgewählt. Im September 2020 wurden die drei Siegerprojekte gekürt. Ein Jahr später kann nun das erste verwirklichte Corona-Denkmal präsentiert werden.
Die Jury
Die hochkarätig besetzte Jury setzte sich zusammen aus dem Kunstexperten Ralph Schilcher, Architekt Hermann Eisenköck, der stellvertretenden Intendantin des Festivals steirischer herbst Henriette Gallus, dem Chefredakteur der Kronen Zeitung in der Steiermark Oliver Pokorny, dem Krone-Redakteur und Ideengeber für den Wettbewerb Jörg Schwaiger, UMJ-Direktor Wolfgang Muchitsch und der Leiterin des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark Elisabeth Fiedler.
Der Jury-Vorsitzende Ralph Schilcher betonte bei der Präsentation des ersten Corona-Denkmals, dass die Kunstwerke immer daran erinnern werden, welch schwere Zeiten wir auch im 21. Jahrhundert hatten: „Die Corona-Denkmäler sollen verhindern, dass ein so einschneidendes Ereignis in der Vergessenheit verschwindet.“ Er dankte seinen Jury-Kollegen und merkte an, dass die Aufgabe, aus den rund 300 Einreichungen die Siegerprojekte auszuwählen, wahrlich keine einfache war: „Dieser Wettbewerb ist ein klares Zeichen, wie lebendig die steirische Kulturszene ist.“ Ralph Schilcher strich hervor, dass die Wahl für das Denkmal von Wolfgang Becksteiner einstimmig ausgefallen ist und ist sich sicher: „Es wird bei uns so sein, wie beim Durchschreiten dieses Denkmals: am Ende steht wieder Licht.“
Die Leiterin des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum am Universalmuseum Joanneum, Elisabeth Fiedler, beschrieb die Arbeit Wolfgang Becksteiners und den Entstehungsprozess des Corona-Denkmals mitten in einer Situation der Pandemie, in die wir alle unvermuteter Weise hineingesogen wurden. Sie charakterisierte Wolfgang Becksteiners Denkmal „Distanzierte Nähe“ als „ein zurückhaltendes Denkmal, das einen klaren Gedanken positioniert und ein Zeichen setzt". Umso wichtiger sei daher der Ort und die Positionierung. „Ich bin dankbar, dass wir dieses Denkmal hier realisieren konnten, mit Blick auf die Burg, wo wesentliche Entscheidungen zur Pandemiebekämpfung getroffen wurden“, so Elisabeth Fiedler.
Die weiteren beiden Siegerprojekte
Werner Reiterer
Die Vielschichtigkeit der Arbeit Werner Reiterers überzeugte die Jury ebenfalls: Der langfristige Prozess des Versinkens einer tonnenschweren Kugel im Erdboden, der viele Jahrzehnte dauern wird, ist vergleichbar mit dem Eindringen eines gefährlichen Virus in die menschliche Zelle.
Dieses Verschwinden des Corona-Denkmals thematisiert auch das kollektive Vergessen der Pandemie im Laufe der Zeit. Ähnlich wie es bei der Spanischen Grippe 1918 der Fall war.
Michael Schuster
Mit seiner Arbeit „Covid-19 2020 – Cool down and Panic!“ setzt Michael Schuster ein klares und unverwechselbares Zeichen. Das Corona-Denkmal bildet mithilfe eines Lichtbetonsockels und eines mehrschichtig angelegten Spezialstahls die noch bestehende Krisensituation in ihrer Vielschichtigkeit und Zwiespältigkeit ab. Bedrohung und Zerbrechlichkeit unseres Lebens werden durch irritierend gesetzte Lichtsignale vermittelt. Damit will der Künstler Risse, Spaltungen und Ungleichheiten in der Gesellschaft und unserem Leben sichtbar machen.
Das Corona-Denkmal von Werner Reiterer wird noch in diesem Jahr im Stadtpark in Leibnitz realisiert werden. Für das Denkmal von Michael Schuster findet gerade die finale Wahl eines Standortes in Graz statt.
Graz, am 21. September 2021
Denise Kallweit unter Tel.: +43 (316) 877-2908 und Fax: +43 (316) 877-803868 oder E-Mail: denise.kallweit@stmk.gv.at
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