Neustrukturierung und Leitbild-Aktualisierung: Kunsthaus Graz wird eigene Gesellschaft – UMJ wieder 100 Prozent Landesmuseum
Presseaussendung vom 14.10.2019



Das Kunsthaus Graz stellt seit 2003 ein weltweit beachtetes Aushängeschild der Steirischen und Grazer Kulturlandschaft dar und ist in dieser Funktion nicht mehr aus dem zeitgenössischen Kulturleben des Landes Steiermark und der Stadt Graz wegzudenken. Auf Basis ausführlicher Gespräche der zuständigen Stellen von Land Steiermark und Stadt Graz mit Vertreterinnen und Vertretern der Universalmuseum Joanneum GmbH (UMJ) und des Kunsthauses Graz wird nun eine organisatorische Neustrukturierung in Angriff genommen sowie eine Aktualisierung des Leitbildes des Kunsthauses Graz durchgeführt.
Errichtungsfinanzierung des Kunsthauses
Die Finanzierung des Kunsthauses Graz wurde bisher von der Stadt Graz unter finanzieller Beteiligung des Landes Steiermark bewerkstelligt. Die Errichtung des Kunsthauses hat insgesamt 38,4 Millionen Euro gekostet, wobei sich im Vorfeld alle drei Gebietskörperschaften - das Land Steiermark, die Stadt Graz sowie die Republik Österreich - zur Finanzierung des Neubaus bekannten, und sich daher die Kosten teilten. Die Stadt Graz hat für den Bau des Kunsthauses einen Leasing-Finanzierungs-Vertrag abgeschlossen, der noch bis 2023 laufen soll. Es werden gerade mehrere Varianten geprüft, ob es möglich wäre, diesen Vertrag vorzeitig aufzulösen. Experten haben - auch aufgrund der Zinsentwicklung - errechnet, dass ein für das Land Steiermark und die Stadt Graz günstiger Zeitpunkt das Frühjahr 2020 wäre. Mit dem Beenden des Leasingvertrages wäre es möglich, mehr Geld für zukünftige Baumaßnahmen anzusparen, sowie mehr Geld in den laufenden Kunstbetrieb fließen zu lassen.
Eigene Gesellschaft für das Kunsthaus Graz
Bis dato gibt es ein Übereinkommen zwischen dem Land Steiermark, der Stadt Graz und der Universalmuseum Joanneum GmbH, in dem der organisatorische Betrieb des Kunsthauses Graz als Profit Center innerhalb der Universalmuseum Joanneum GmbH geregelt ist. Künftig soll das Kunsthaus Graz von einer eigenen gemeinnützigen Gesellschaft betrieben werden, an deren Stammkapital die Stadt Graz und die Universalmuseum Joanneum GmbH zu je 50 Prozent beteiligt sein werden. Die Finanzierung wird nach wie vor in einem Verhältnis von 55 Prozent Universalmuseum Joanneum GmbH (Land Steiermark) und 45 Prozent Stadt Graz erfolgen.
Durch die bisherige Finanzierungsvariante fiel der Stadt Graz eine 15-Prozent-Eigentümerschaft an der Universalmuseum Joanneum GmbH zu. Die Stadt Graz wird diesen Anteil nun abtreten, wodurch die Universalmuseum Joanneum GmbH auch in der Eigentümerstruktur wieder zum 100 prozentigen Landesmuseum wird.
Das Inkrafttreten der Umstrukturierung folgt kostentechnischen Überlegungen und wird spätestens mit Ende 2023 erfolgt sein. Je nachdem ob es möglich sein wird, den oben genannten Leasing-Vertrag vorzeitig aufzulösen.
Land Steiermark und Stadt Graz stellen jetzt ein jährliches Budget von etwa 6,4 Millionen Euro für das Kunsthaus Graz zur Verfügung. Etwa ein Drittel, 2,2 Millionen Euro, war bisher zu Bedeckung der Leasingfinanzierung für den Bau aufzuwenden. Das operative Gesamtbudget betrug demnach 4,2 Millionen Euro pro Jahr. Bisher waren 100.000 Euro davon als Instandsetzungsrücklage zweckgewidmet.
Leitbild: Bedeutender Ort der Kultur auf internationaler Landkarte
Im Übereinkommen zur Führung des Kunsthauses Graz ist festgelegt, dass in regelmäßigen Abständen ein Leitbild für die Führung des Kunsthauses Graz von Land Steiermark und Stadt Graz als Gesellschafter neu festgelegt bzw. aktualisiert wird. Das letzte Leitbild wurde mit Generalversammlungsbeschluss vom 2. Oktober 2015 genehmigt.
Das aktualisierte Leitbild für das Kunsthaus Graz stellt dar, dass es ein Ausstellungshaus ist, das internationale zeitgenössische Kunst mit regionalen und lokalen Themen und Aufgabenstellungen verbindet. Dabei verstehen die Verantwortlichen das Kunsthaus als „urban icon" - als architektonisches Wahrzeichen der Stadt Graz, das der Kunst- und Architekturvermittlung dient. Medien-, disziplinen- und kulturenübergreifende Ausstellungen sollen den Steirerinnen und Steirern zielgruppenorientiert präsentiert und angeboten werden. Das Kunsthaus soll Graz und die Steiermark auf der internationalen Landkarte als bedeutenden Ort der Kultur etablieren. Diese Leitgedanken sind in acht Merkmalen gebündelt, in denen Leiterin Barbara Steiner das Haus und seine Ausrichtung beschreibt.
Das weitere Prozedere
In ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag (17. Oktober 2019) soll die Steiermärkische Landesregierung den Beschluss fassen, auf dessen Basis die finalen Verhandlungen über die neuen Eigentümerstrukturen geführt werden können. Außerdem soll mittels dieses Beschlusses das neue Leitbild des Kunsthauses Graz genehmigt werden. Seitens der Stadt Graz soll am selben Tag ein gleichlautender Gemeinderatsbeschluss herbeigeführt werden.
LR Drexler: „Weg in eine neue Kunsthaus-Ära geebnet"
Kulturlandesrat Christopher Drexler: „Wir schaffen klare, transparente Strukturen und Verhältnisse für das Kunsthaus Graz und gleichzeitig für unser Landesmuseum - das Universalmuseum Joanneum. Mit dieser strukturellen Weichenstellung und der Aktualisierung des Leitbildes ist nach knapp 20-jährigem Bestehen der Weg in eine neue Kunsthaus-Ära geebnet. Die Stadt Graz und das Land Steiermark geben ein klares Bekenntnis zum Kunsthaus Graz als Ort der Kunst und Kultur ab. Das Universalmuseum Joanneum wird nun wieder das, was es bereits war und sein soll: Ein echtes Landesmuseum. Ich danke dem Team des Kunsthauses Graz unter der Leitung von Barbara Steiner für die bisherige und die künftige Arbeit. Ich freue mich auf neue künstlerische Impulse, die das Kunsthaus unter der Prämisse eines aktualisierten und geschärften Leitbildes für das Kulturland Steiermark bringen wird."
StR Riegler: „Schlussstein unter die Gründungsgeschichte des Kunsthauses"
Kultur- und Finanzstadtrat Günter Riegler: „Die gesellschaftsrechtliche und finanzielle Neustrukturierung bildet den Schlussstein unter die Gründungsgeschichte aus dem Jahr 2003. Stadt Graz und Land Steiermark werden vom Besitzer zum Eigentümer des Kunsthauses - es kommt zusammen, was zusammen gehört: das Gebäude, die Bubble, und der Betrieb werden zu einer Einheit unter gemeinsamer Führung von Universalmuseum Joanneum GmbH und Stadt Graz."
Wenn man gefragt wird, warum wir das genau jetzt machen: „Weil es steuerliche und finanztechnische Gründe gibt, aufgrund derer es vorteilhaft geworden ist, das Leasing vorzeitig abzuwickeln. Wir danken den Partnern der Leasinggesellschaft für die konstruktiven Gespräche."
Kunsthaus-Leiterin Dr. Barbara Steiner: „Ich freue mich über das klare Bekenntnis von Stadt und Land zum Kunsthaus, zur zeitgenössischen Kunst und zu uns, die wir im Kunsthaus arbeiten. Darauf aufbauend lässt sich in den nächsten Jahren noch viel erreichen. Ich sehe im Kunsthaus ein enormes Potential für Stadt und Land, es ist nicht einfach nur ein Wahrzeichen sondern auch ein kultureller Motor für diese Region, die sich insgesamt höchst lebendig entwickelt. Ich bedanke mich - auch im Namen des Kunsthaus Teams - für das Vertrauen."
Michael Eisner
Pressesprecher
Büro Landesrat Mag. Christopher Drexler
Tel. 0316/877 4471
Mail: michael.eisner@stmk.gv.at
Georg Schröck-Weikhard
Büroleiter & Pressesprecher
Büro Stadtrat Dr. Günter Riegler
Tel. 0316/872 2095
Mail: georg.schroeck@stadt.graz.at