Bund kürzt bei Schulsozialarbeit - die Steiermark baut sie weiter aus
Während der Bund österreichweit die Mittel für SchulsozialarbeiterInnen kürzt, baut die Steiermark das Angebot weiter aus. „Das Bildungsressort des Landes setzt damit gemeinsam mit den Sozialhilfeverbänden und der Stadt Graz das Erfolgsmodell der Schulsozialarbeit in der Steiermark fort", so Bildungslandesrätin Ursula Lackner.
Sie war eine der ersten Initiativen von Ursula Lackner, nachdem sie im Jahr 2015 als Regierungsmitglied das Bildungsressort in der Steiermark übernommen hatte: Die Ausweitung der bis dahin als Pilotprojekt geführten Schulsozialarbeit auf die gesamte Steiermark. An knapp mehr als 100 Schulen in allen Regionen kümmerten sich ab dem Schuljahr 2015/16 mehr als 60 SchulsozialarbeiterInnen rund 63.000 Stunden um die SchülerInnen.
Seither ist das Angebot weiter gewachsen: Im kommenden Schuljahr gibt es die Schulsozialarbeit bereits an 138 Schulen im ganzen Land, die geleisteten Stunden sind mit 77.400 veranschlagt - ein Plus von mehr als 20 Prozent innerhalb der letzten vier Jahre. Die Zahl der finanzierten Vollzeitstellen - die sich mittlerweile rund 65 SchulsozialarbeiterInnen teilen - stieg in diesem Zeitraum von 37 auf 48,5 (plus 31 Prozent).
„Ich setze damit gemeinsam mit den Sozialhilfeverbänden und der Stadt Graz das Erfolgsmodell der Schulsozialarbeit in der Steiermark fort", unterstreicht Bildungslandesrätin Ursula Lackner. Die Steiermark baut damit ihre österreichweite Vorreiterrolle aus, wurde doch gestern bekannt, dass der Bund die von ihm zur Verfügung gestellten Stellen für Schulsozialarbeiter von bisher 107 auf nur mehr 76 im neuen Schuljahr zusammenstreicht. Begründet wird dies mit der Abschaffung des Integrationstopfes auf Bundesebene durch die ehemalige türkis-blaue Regierung.
Schulsozialarbeit: Eine steirische Erfolgsstory
SchülerInnen dabei helfen, ihr individuelles Leben besser zu bewältigen und sie in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer Kompetenzen zu unterstützen - dieses Ziel hat sich die steirische Schulsozialarbeit gesetzt. Die SchulsozialarbeiterInnen sind für SchülerInnen erste AnsprechpartnerInnen in Lebenssituationen, die sie bewegen - ob positiv oder negativ, berichtet Sandra Jensen, Schulsozialarbeiterin und Bereichsleiterin bei ISOP, aus dem Alltag. Diese Lebenssituationen sind ein weites Feld. „Es beginnt schon mit den vermeintlich kleinen Dingen. Viele SchülerInnen haben ein Mitteilungsbedürfnis - nicht nur, wenn es ihnen schlecht geht, sondern in verschiedensten Situationen. Etwa wenn es um die Freude geht, dass sie eine Schwester oder einen Bruder bekommen, was aber auch Ungewissheit über die nähere Zukunft mit sich bringt, kommen sie zu uns." Oft gehe es aber auch um Schulnoten, Streit mit FreundInnen, die erste Liebe und den ersten Liebeskummer. In solchen Fällen können die SchulsozialarbeiterInnen schlichtende Gespräche initiieren, Lernhilfe organisieren etc. Da gehe es dann darum, eine Drehscheibe nach außen zu sein und Kontakt mit Einrichtungen zu vermitteln, die helfen können. Die SchulsozialarbeiterInnen arbeiten eng mit anderen HelferInnensystemen zusammen, wie Schulpsychologen, Schulärztlicher Dienst, Beratungslehrern u. a.
Nicht selten nähern sich SchülerInnen den SchulsozialarbeiterInnen auch vorsichtig an, um sie abzutesten, ob sie wirklich vertrauenswürdig sind. „Dann kommt es vor, dass bei unserem dritten Gespräch das wahre Anliegen herauskommt, etwa, dass es in der Familie Gewalttaten gibt", berichtet Jensen.
Die von SchulsozialarbeiterInnen geleistete präventive Arbeit schließt neben der Beratungstätigkeit an den Schulstandorten auch Elternarbeit mit ein: „Wir organisieren Workshops für SchülerInnen und Eltern, in denen es beispielsweise um Gewaltprävention geht, um Aufklärung über Mobbing oder das Verhalten in den sozialen Netzwerken, aber auch um Selbstwert, Kommunikation und vieles mehr", so Jensen. Nicht zuletzt werden es auch Beratungsgespräche mit Eltern, Elterncafes und vieles mehr organisiert.