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Großer Interpretationspreis und Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis des Landes Steiermark 2024 vergeben

Ulrike Stadler und Dieter Glawischnig sind Preisträger, Kompositionsstipendium geht an Shiqi Geng

Graz (16. Mai 2024).- Auf Antrag von Landeshauptmann und Kulturreferent Christopher Drexler hat die Steiermärkische Landesregierung in ihrer heutigen Sitzung (16.05.2024) den einstimmigen Beschluss gefasst, den Großen Interpretationspreis des Landes Steiermark an Ulrike Stadler, den  Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis 2024 an Dieter Glawischnig und das Andrzej-Dobrowolski-Kompositionsstipendium 2024 an Shiqi Geng zu vergeben. 

Landeshauptmann Christopher Drexler: „Mit diesen Preisen und Stipendien wollen wir alle zwei Jahre das Schlaglicht auf das herausragende musikalische Schaffen in der Steiermark werfen. Ulrike Stadler, Dieter Glawischnig und Shiqi Geng stehen stellvertretend für den wunderbaren Klang, den das Kulturland Steiermark hervorbringt. Die Ausgezeichneten reihen sich in eine bemerkenswerte Liste an Künstlerpersönlichkeiten ein, die die Kunst in unserem Land und damit die Steiermark auf einzigartige Weise prägen. Mit den Preisen, die das Land Steiermark vergibt, ist es unser Ziel, dem vielfältigen Kunstschaffen einen fruchtbaren Nährboden zu legen und einen Impuls für weitere steirische Meisterleistungen zu setzen. Allen Ausgezeichneten gratuliere ich aufs herzlichste zur verdienten Anerkennung. Ich bin überzeugt, sie alle werden uns auch in Zukunft mit ihren Darbietungen erfreuen!"

Großer Interpretationspreis des Landes Steiermark 2024 für Ulrike Stadler 
Der Große Interpretationspreis des Landes Steiermark wird als Anerkennung und Förderung hervorragender Interpretinnen bzw. Interpreten und Sängerinnen bzw. Sänger vergeben. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro. Die Vergabe erfolgt in einem zweijährigen Rhythmus. Der Große Interpretationspreis 2020 ging an Günter Meinhart, 2022 an das Schallfeld Ensemble. Die Vergabe an Ulrike Stadler begründet die Jury wie folgt:

„Univ.Prof.in Mag.a Ulrike Stadler ist eine herausragende Schlagzeugerin. Die Perkussionistin hat in einer großen Anzahl verschiedenster Orchester und Ensembles mitgewirkt und bewies dabei eine enorme stilistische Breite. Darunter sind das RSO-Wien, die Wiener Symphoniker oder das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester ebenso wie das Klangforum Wien, das Ensemble Kontrapunkte oder ‚die reihe‘ und auch der Concentus Musicus Wien. Charakteristisch für Ulrike Stadler ist dabei stets der stilistisch treffsichere und besonders feinsinnige Klang und ihre Fähigkeit in diesen Formationen ein exzellentes rhythmisches Fundament zu bauen. Ihre vielschichtige künstlerische Tätigkeit zeigt sich auch in einer Auswahl an Festivals, bei denen sie aufgetreten ist. Diese reichen von den Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen, dem Brucknerfest Linz und dem Carinthischen Sommer bis zu Wien Modern, dem musikprotokoll, der Biennale Zagreb, dem Schleswig-Holstein Musikfestival und dem Festival für Neue Musik in St. Petersburg. In der Steiermark ist es ihre jahrzehntelange außergewöhnliche Tätigkeit als Paukerin im Orchester recreation und im styriarte Festspiel-Orchester, die sie zu einem Role Model für Frauen auf mehrheitlich von Männern gespielten Instrumenten macht. Neben ihrer höchst erfolgreichen Lehrtätigkeit an der Kunstuniversität Graz und der Joseph Haydn Privathochschule Burgenland ist die ausgebildete Mentaltrainerin Gründerin und künstlerische Leiterin der internationalen Sommerakademie für Schlagwerk ‚Percussion meets Identity‘, wo sie ihr umfangreiches Wissen an junge Musikerinnen und Musiker weitergibt. Ulrike Stadler ist eine herausragende Interpretin der Musik vieler Epochen und wirkt dabei in der Steiermark und über diese hinaus künstlerisch und pädagogisch nachhaltig.” (Georg Schulz)

Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis des Landes Steiermark 2024 für Dieter Glawischnig
Mit der Berufung von Andrzej Dobrowolski im Jahre 1976 an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst als ordentlicher Professor für Kompositions- und Musiktheorie wurde innerhalb der Kompositionsausbildung die Ästhetik der Avantgarde dieses Jahrhunderts neu vertreten. Im Jahr 1998, als die Hochschule für Musik und darstellende Kunst zur Universität erhoben wurde, hat das Land Steiermark mit der Einführung des Kompositionspreises ein besonderes Zeichen gesetzt. Dieser Preis ist der Förderung steirischer Komponistinnen und Komponisten gewidmet. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro. Die Vergabe erfolgt in einem zweijährigen Rhythmus. Der Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis wurde 2020 an Winfried Ritsch verliehen, 2022 an Elisabeth Harnik. Die Vergabe an Dieter Glawischnig begründet die Jury wie folgt:

„Der 1938 in Graz geborene Dieter Glawischnig ist eine Ikone des europäischen Jazz, der den Alten Kontinent als Musiker, Komponist und Ensembleleiter geprägt hat. Durch die britische ‚Besatzung‘ ist er schon in der Nachkriegszeit mit Jazz in Berührung gekommen und wurde bald zu einem der wichtigen Proponenten der lokalen Szene. Ab den 1970-er schuf er mit seinem Trio ‚The Neighbours‘ eine europäische Variante des amerikanischen Freejazz. Als junger Künstler vor allem von der Blüte des Loft-Jazz inspiriert, verlässt der klassisch ausgebildete Musiker den Opernbetrieb und wird Leiter der NDR-Bigband, die er zu einem der wesentlichen Formationen Europas geformt hat. Glawischnig ist nicht nur als komponierender Improvisator, sondern auch als Komponist in Erscheinung getreten. Zahlreiche Werke für Besetzungen aller möglichen Größen sind Ausdruck für diese enorme Schaffenskraft, in der Kammermusik und Jazz originell in Bezug gesetzt werden. Nicht zuletzt seine großformatigen Gemeinschaftsarbeiten mit österreichischen Avantgarde-Literaten, gehören in ihrer stilistischen Offenheit und Vielfalt zu den bedeutenden Werken bzw. Programmen für Jazzensemble: ‚Laut und Luise‘ und ‚Aus der Kürze des Lebens‘ mit Ernst Jandl, ‚Die dunkle Seite des Würfels‘ mit Gunter Falk oder ‚Es war Einmal. Und wenn sie nicht‘ nach Grimm-Märchen. In Dieter Glawischnigs imponierenden Oeuvre nimmt der avantgardistische Geist der Nachkriegsmoderne auf einmalige Weise Gestalt an, es ist bis in die Gegenwart von Aufbruchsstimmung und Neugier geprägt und ruht auf einer genauen Kenntnis der Tradition.” (Martin Gasser)

Andrzej-Dobrowolski-Kompositionsstipendium des Landes Steiermark 2024 für Shiqi Geng
Dieses Stipendium dient der Förderung junger Musikerinnen bzw. Musiker, die ihre Begabung bereits gezeigt haben und die darlegen können, dass sie mit größeren Kompositionswerken befasst sind. Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro. Die Vergabe erfolgt in einem zweijährigen Rhythmus. 2020 erhielt Viola Hammer das Andrzej-Dobrowolski-Kompositionsstipendium, 2022 Soyeon Park. Die Vergabe an Shiqi Geng begründet die Jury wie folgt:

„Die Musik von Shiqi Geng mag auf den ersten Blick etwas impressionistisch anmuten, gekennzeichnet durch transparente harmonische Strukturen, die sich in einer reichen Orchestrierung artikulieren, ausdrucksvoll sich windende Melodien, schimmernde Texturen. Aber es gibt Gesten und Prozesse, die dem widersprechen, was in den Händen weniger tiefgründiger Künstler*innen nicht mehr als eine verführerische, aber oberflächliche technische Fertigkeit offenbaren könnte. Gengs bewusste Entscheidung, sich nicht den aktuellen Trends in der zeitgenössischen Musik und Komposition zu unterwerfen, scheint nicht von einer konservativen Haltung motiviert zu sein, sondern vielmehr von dem Wunsch, Musik und Klang als ehrlichen Ausdruck von Schönheit, Zärtlichkeit und Verletzlichkeit zu erforschen. Dies ist eine Musik voller Subtilität und Tiefe. In den faszinierenden Farben, die Geng komponiert, brodelt eine Spannung, eine heimtückische Zwietracht, die von einem süßen und einladenden Äußeren umgeben ist. Obwohl die Musik nicht ausdrücklich politisch ist, könnte die Ästhetik der zugrundeliegenden Dissonanz mit Gengs Erfahrungen als junger, ehrlicher, zutiefst spiritueller und kontemplativer Künstler und den Konflikten, die er in der modernen Gesellschaft und in seinem Herkunftsland erlebt hat, zusammenhängen oder davon beeinflusst sein.” (Annesley Black)

Graz, am 16. Mai 2024

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