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Lesung der Rosegger-Literatur-Preisträger

Ein denkwürdiger Literatur-Abend fand in der Steiermärkischen Landesbibliothek statt.

Ein denkwürdiger Abend in der Landesbibliothek mit Gernot Rath, Katharina Kocher-Lichem, Ferdinand Schmalz, Ulrike Haidacher, Fiston Mwanza Mujila, Felix Mitterer, Marlene Streeruwitz, Valerie Fritsch, Max Höfler und Siggi Haider (v.l.)
Ein denkwürdiger Abend in der Landesbibliothek mit Gernot Rath, Katharina Kocher-Lichem, Ferdinand Schmalz, Ulrike Haidacher, Fiston Mwanza Mujila, Felix Mitterer, Marlene Streeruwitz, Valerie Fritsch, Max Höfler und Siggi Haider (v.l.)
© Land Steiermark/Robert Binder; Verwendung bei Quellenangabe honorarfrei
Die Peter Rosegger-Literaturpreisträger: Ferdinand Schmalz, Ulrike Haidacher, Fiston Mwanza Mujila, Felix Mitterer, Marlene Streeruwitz, Valerie Fritsch und Max Höfler (v.l.)
Die Peter Rosegger-Literaturpreisträger: Ferdinand Schmalz, Ulrike Haidacher, Fiston Mwanza Mujila, Felix Mitterer, Marlene Streeruwitz, Valerie Fritsch und Max Höfler (v.l.)
© Land Steiermark/Robert Binder; Verwendung bei Quellenangabe honorarfrei

Graz (13. Oktober 2023).- Die Steiermärkische Landesbibliothek hatte im Rahmen ihrer Ausstellung „Rosegger in Bewegung“ zu einer einzigartigen Veranstaltung geladen: alle noch lebenden Peter-Rosegger-Literaturpreisträger lasen am Donnerstag Abend (12.10.2023) begleitet vom Musiker Siggi Haider, aus ihren Werken.

Eröffnet wurde der Lesereigen von Marlene Streeruwitz, die sich im Interview mit Moderator Gernot Rath als Pazifistin outete und ob der aktuellen Kriegssituation mit sich hadert, weil sie findet, dass alles, was sie bisher getan hat, zu wenig oder zu wenig radikal gewesen wäre. Sie las aus „Die Schmerzmacherin­“, nämlich eine Passage vom Beginn des Buches, im unverkennbaren Staccato der Autorin geschrieben. Marlene Streeruwitz hat den Peter-Rosegger-Literaturpreis 2008 verliehen bekommen.

Die Reihenfolge der Lesungen war im Vorfeld gezogen worden, der zweite im literarischen Reigen war Ferdinand Schmalz. Der vielfach ausgezeichnete Dramatiker hat den Peter-Rosegger-Literaturpreis 2020 erhalten und las eine legendäre Gulasch-Passage aus seinem ersten Roman „Mein Lieblingstier heißt Winter“. Erkennbar Schmalz‘ Motto auch in der Lesung: „Wenn Literatur zu eindeutig wird, dann wird's langweilig, niemand will Gebrauchsanleitungen lesen!“

Valerie Fritsch – 2015 mit dem Peter-Rosegger-Literaturpreis ausgezeichnet – nahm die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise über die schlagloch-übersäten Straßen der Ukraine Richtung Sibirien. Ihre sensiblen Beschreibungen der Landschaft gegen Ende des Romans „Herzklappen von Johnson & Johnson“, geradezu melodisch vorgetragen, ließen die Gegend wie in einer bildstarken Dokumentation vorbeiziehen.

„Ich bin ein Steirer.“ Noch ein Outing – diesmal von Felix Mitterer. „Nur die meisten Menschen wissen das nicht“, so der Autor im langen Interview mit Gernot Rath. „Ich lebe in der Steiermark, da ist man über dem Wechsel schnell in Wien, mehr ist dazu nicht zu sagen.“ Sehr wohl etwas zu sagen hatte er zu Peter Rosegger: „Ich fühle mich mit ihm seelenverwandt, seinen Roman ,Jakob, der Letzte‘ zu dramatisieren, war eine wunderschöne Arbeit!“ Mitterer wurde 1987 mit dem Peter-Rosegger-Literaturpreis ausgezeichnet und hat sich zur damaligen Preisverleihung gewünscht, dass das Streichquartett wieder ausgeladen und seine Lesung vom Tiroler Musiker Siggi Haider begleitet wird. Das wünschte er sich auch für diese Veranstaltung. Siggi Haider, ein exzellenter Akkordeonist, begleitete also den Abend musikalisch und improvisierte zu den Sprachrhythmen der Lesenden.

Ganz besonders ging Siggi Haider auf die Lesungsperformance von Fiston Mwanza Mujila ein: Mujila las Lyrik aus „Kasala für meinen Kaku“. Mit dem Literaturpreis ausgezeichnet wurde Mujila 2018 für seinen erfolgreichen Debutroman „Tram 83“. Sprache ist für Mujila Musik, Schreiben ist Bauen, er sehe sich als Bauarbeiter – geprägt von seiner Heimatregion im Kongo, die vom Bergbau lebt.

Ulrike Haidacher kam mit einem neuen Text zur Lesung: also ein Debut! Sie ist die jüngste Preisträgerin, ihr wurde 2022 der Peter-Rosegger-Literaturpreis für ihren Romanerstling „Die Party“ verliehen. Ihr aktueller Text ist eine messerscharfe und detaillierte Beobachtung eines Konflikts, der sich so überall zuträgt, wo Kinder der Generation Y und Z länger als nur ein paar Stunden mit ihren Eltern der Generation der 60er und 70er-Jahre zusammen sind. Vorgetragen mit Haidachers kabarettistischem Talent, gab es viele Lacher im Publikum, die jäh verstummten, weil man sich beim nächsten Satz wieder ertappt fühlte – ein bemerkenswertes Erlebnis.

Für den spektakulären Abschluss des Abends sorgte die Performance von Max Höfler, der eine Passage der Dankesworte, die er aus Landtagsreden kompiliert hatte, vom Rednerpult aus ins Publikum warf. Diese Passage findet sich in seinem Buch „Traktor“, dem der Klappentext ein schrilles, knatterndes Kunstidiom attestiert. Die Sprachmächtigkeit seines Debutromas „Texas als Texttitel“ war auch eines der Argumente der Jury für die Verleihung des Peter-Rosegger-Literaturpreises 2012.

Die Leiterin der Steiermärkischen Landesbibliothek, Katharina Kocher-Lichem, bedankte sich abschließend beim Moderator Gernot Rath, der diesen einzigartigen Abend mit diesen hochkarätigen und ausgezeichneten Autorinnen und Autoren und der musikalischen Begleitung durch Siggi Haider zu einem Gesamtkunstwerk verwoben hat.

Rückfragehinweis:

Graz, am 13. Oktober 2023

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