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Die Steiermark zeigt dem Rassismus die Rote Karte

Land will Rassismus sichtbar machen und die Bevölkerung sensibilisieren

Die Steiermark zeigt dem Rassismus die Rote Karte: LR Christopher Drexler, Sturm Graz-Präsident Christian Jauk, LR Doris Kampus, Daniela Grabovac (Antidiskriminierungsstelle), Stadtrat Kurt Hohensinner (v.l.) und Künstler Enrique Fuentes (vorne).
Die Steiermark zeigt dem Rassismus die Rote Karte: LR Christopher Drexler, Sturm Graz-Präsident Christian Jauk, LR Doris Kampus, Daniela Grabovac (Antidiskriminierungsstelle), Stadtrat Kurt Hohensinner (v.l.) und Künstler Enrique Fuentes (vorne).
© Bild:Land Steiermark/Streibl; Verwendung bei Quellenangabe honorarfrei
Pressekonferenz zum Thema Rassismus im Medienzentrum Steiermark.
Pressekonferenz zum Thema Rassismus im Medienzentrum Steiermark.
© Bild:Land Steiermark/Streibl; Verwendung bei Quellenangabe honorarfrei
LR Doris Kampus setzt Zeichen gegen Rassismus.
LR Doris Kampus setzt Zeichen gegen Rassismus.
© Bild:Land Steiermark/Drechsler; Verwendung bei Quellenangabe honorarfrei
LR Christopher Drexler und Daniela Grabovac (Antidiskriminierungsstelle Steiermark)
LR Christopher Drexler und Daniela Grabovac (Antidiskriminierungsstelle Steiermark)
© Bild:Land Steiermark/Streibl; Verwendung bei Quellenangabe honorarfrei

Graz (22. Juni 2020).- Die Steiermark wird nachhaltig und umfassend gegen Rassismus auftreten. Das war die Botschaft, die heute (22.6.2020) im Rahmen eines Mediengespräches von den Landesräten Doris Kampus und Christopher Drexler, dem Grazer Stadtrat Kurt Hohensinner sowie dem Präsidenten des SK Puntigamer Sturm Graz, Christian Jauk, hervorgehoben wurde. Dazu wird ein eigenes Aktionsprogramm ausgearbeitet. Den Anfang dabei macht der Sportbereich, in dem es mit Sturm Graz bereits einen besonders engagierten Spitzenverein gibt, der sich gegen Rassismus einsetzt. Wesentliche Beiträge wird dazu auch die Antidiskriminierungsstelle Steiermark liefern. Der Künstler Enrique Fuentes präsentierte ein T-Shirt mit einem Flügel. Für Fuentes ist der Flügel ein Symbol gegen Rassismus und für Freiheit.

„Wir schauen seit Tagen gebannt und entsetzt in die Vereinigten Staaten. Aber seien wir ehrlich – niemand sollte mit dem Finger auf die USA zeigen. Rassismus und Diskriminierung gibt es auch bei uns, manchmal versteckt, manchmal ganz offen“, betont Soziallandesrätin Doris Kampus. Sie verweist auf Zahlen der Expertenorganisation ZARA bzw. der Antidiskriminierungsstelle Steiermark, die einen kontinuierlichen Anstieg an Vorfällen und Meldungen registrieren. Für viele Menschen sei Rassismus heutzutage noch immer eine Alltagserfahrung. „Das ist vollkommen inakzeptabel - jede Steirerin und jeder Steirer muss ein Leben frei von Rassismus, Diskriminierung und Ungleichbehandlung führen können“, so die Soziallandesrätin, die auf Vernetzung, Sichtbarmachen und Sensibilisieren setzt. Erfasst werden sollen in einem ersten Schritt die öffentliche Verwaltung, die Gastronomie, der Bildungs- und Gesundheitsbereich sowie als Leitprojekt der Sport.

Sport und Bewegung stiften Gemeinschaft
Sportlandesrat Christopher Drexler betont die Bedeutung von Sport und Bewegung als wichtige gemeinschaftsstiftende Elemente des Aktionsprogramms gegen Rassismus: „Die Steiermark ist ein Land der Vielfalt. Das gilt insbesondere für die Menschen, die in unserem Bundesland leben. Ausgrenzung, Benachteiligung und Rassismus dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Im Sportressort des Landes Steiermark ist es uns daher ein besonderes Anliegen, vehement gegen jegliche Diskriminierung anzukämpfen und die Verbände und Vereine bei ihren Aktivitäten für gelebten Zusammenhalt zu unterstützen. Das wird auch ein wichtiger Schwerpunkt unserer neuen Sportstrategie sein, die wir in den kommenden Monaten erarbeiten werden. Denn beim Sport kommen die Menschen zusammen. Beim Sport wird Einheit und Zusammenhalt gelebt. Sport und Bewegung sind verbindende Aktivitäten. Ich danke allen Verantwortlichen unserer steirischen Sportverbände und -vereine sowie den Sportlerinnen und Sportlern, die beispielgebende Aktivitäten gegen Ausgrenzung und Rassismus setzen und tagtäglich Zusammenhalt und Gemeinschaft vorleben. Sie sind wichtige Vorbilder für unsere gesamte Gesellschaft!“

Die Stadt Graz und der zuständige Sport- und Sozialstadtrat Kurt Hohensinner begrüßen diese wichtige Initiative des Landes: „Als Landeshauptstadt wollen wir uns aktiv in das Aktionsprogramm einbringen und unterstützen. Gerade der Sport ist ein besonders wichtiger Faktor. Er entfaltet zahlreiche Wirkungen weit über den reinen Gesundheits- und Bewegungsaspekt hinaus. Sport verbindet Menschen, vor allem der Mannschaftssport.“ Der Stadtrat verweist dabei auf bereits umgesetzte Projekte wie die Broschüre „Teamsport und Mut" als Unterstützung für Trainerinnen und Trainer. „Auch im Sportjahr 2021 wird die sozial-integrative Wirkung des Sports besonders betont werden“, verspricht Hohensinner.

Fußball gegen Rassismus
„Grundsätzlich leistet der Fußball sehr viel Integrationsarbeit. Im Speziellen steht der SK Sturm für gesellschaftliche und soziale Verantwortung und setzt sich daher gegen Rassismus ein“, unterstreicht SK Sturm Graz-Präsident, Christian Jauk. Ein wichtiger Partner ist Sturm Graz bei den fairplay-Aktionswochen, um sich für Vielfalt, Zeichen für Respekt, Toleranz und Miteinander einzusetzen. Fußballvereine, Fans und Initiativen können besonders zeigen, dass Fußball ein Sport für alle ist – egal welcher Herkunft, Hautfarbe, welchen Geschlechts oder welcher sexuellen Orientierung. Einer der „09-Grundsätze“ des SK Sturm heißt deshalb auch: „Mit Respekt tragen wir unsere gesellschaftliche und soziale Verantwortung“. Der Verein versteht sich als Verein für alle, so Jauk.

Fußball soll ein Ort sein, an dem allen Menschen mit Respekt begegnet wird. Manchmal ist die Realität aber anders: rassistische Beschimpfungen, homophobe Gesänge oder sexistische Kommentare sind auf den Sportplätzen und Tribünen immer noch vorhanden. Dem gilt es gemeinsam und auf allen Ebenen entgegenzuwirken. 

Mit BanHate gegen Hass und Hetze
„Rassismus ist ein Phänomen, das seit Jahrhunderten Eingang in unsere Gesellschaften findet. Auch wenn das Thema lieber verschwiegen wird, kann die Allgegenwart keineswegs geleugnet werden. Rassismus findet auf individueller wie auch struktureller Ebene statt“, erläutert Daniela Grabovac, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle. „In meinen 20 Jahren der Antirassismus-Arbeit haben sich die Ausprägungen und Gruppen, die von Rassismus betroffen sind, verändert, aber die Konstante Rassismus ist geblieben, sie ist nicht verschwunden.“

Diese Konstante spiegelt sich in den Zahlen wider: die Antidiskriminierungsstelle Steiermark verzeichnet über die Jahre hindurch die höchste Diskriminierungsrate mit 38 Prozent im Zusammenhang mit ethnischer Herkunft und Hautfarbe. Menschen sind aufgrund dieses Diskriminierungsmerkmals auch von Hasspostings am häufigsten betroffen, was durch die Meldungen der BanHate-App mit einem Wert von 37 Prozent belegbar ist.

Auch die Erhebung zu hate crimes in der Steiermark aus 2017, durchgeführt vom ETC Graz im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle Steiermark, weist ähnliche Ergebnisse aus. Von 1.112 befragten Personen gaben 431 Personen (39 Prozent) an, in den letzten zwölf Monaten zumindest einmal wegen ihrer Hautfarbe, Religion oder Herkunft beschimpft, beleidigt oder bedroht worden zu sein. Um den Schutz von Betroffenen zu stärken und die Zivilcourage von Zeuginnen und Zeugen zu fördern, wurde die BanHate-App im Mai 2020 auch auf hate crimes im „echten“ Leben erweitert. Verändert hat sich nach 20 Jahren aber mit Sicherheit der globale Rückenwind, der Betroffenen Mut macht, gegen Rassismus aufzustehen, sich zu solidarisieren und sich zur Wehr zu setzen.

Für eine Kampagne gegen Rassismus konnte die Antidiskriminierungsstelle Steiermark den in Mexiko geborenen und in Wien lebenden Künstler Enrique Fuentes gewinnen. Er entwarf einen Flügel, der zum Beispiel auf ein T-Shirt aufgedruckt wird, um gemeinsam mit Sportlerinnen und Sportlern auf das Thema Rassismus aufmerksam zu machen. „Der Flügel ist ein Symbol der Freiheit, für ein Wohin-Begeben, aber auch Ankommen“, betont Fuentes. „Einen gestärkten Flügel bringe man aus der Heimat mit, aber der zweite Flügel, den man zum Fliegen braucht, muss dort wachsen und gestärkt werden, wo man gerade lebt.“

Rückfragen:
Martin Link, 0664/9475301
Michael Eisner, 0676/86664471

Graz, am 22. Juni 2020

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